Der Krieg des Charlie Wilson

Mike Nichols Film "Der Krieg des Charlie Wilson" verarbeitet eine wahre Geschichte um den Krieg, den Afghanistan mit US-amerikanischer Unterstützung gegen die Sowjetunion führte. Das Thema war kontrovers und ist auch derzeit wieder aktuell. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen gelingt es, dem Betrachter eine Unterhaltung mit allen wichtigen Spielfilmeigenschaften zu präsentieren.

Charlie Wilson (Kongressabgeordneter im Unterhauses, Sitz an der Schnittstelle zwischen CIA, Außen- und Verteidigungsministerium, Liebhaber von Whiskey und schönen Frauen, Texaner) hat Beziehungen und Gefälligkeiten und einen intelligenten Kopf, um diese zu nutzen.

In Afghanistan gewinnen die Sowjets immer mehr an Macht, die einheimische Bevölkerung ist waffentechnisch unterlegen, die Lage für die Zivilbevölkerung ist bestenfalls dramatisch, der Wille zum Widerstand ungebrochen. Joanne Herring (reich, gutaussehend, mit dem Willen, christliche unkommunistische Lebensart weltweit durchzusetzen) bewegt Charlie dazu, sich mit dem pakistanischen Präsidenten zu treffen, eins der vielen Flüchtlingslager zu besichtigen, sich für die Aufstockung des Etats für geheime Operationen zum Kampf gegen die Sowjets einzusetzen. Zusammen mit Gust Avrakotos (CIA-Agent, zynisch und eigenwillig, gut und wichtig genug, um seinen Vorgesetzten nicht den nötigen Respekt entgegenbringen zu müssen, als einziger mit Weitblick) vollbringen sie die Großtat, Israel, Ägypten, Saudi-Arabien und Pakistan auf geheimer Ebene trotz Kalten Kriegs und religiöser Unstimmigkeiten zur Zusammenarbeit zu bewegen und undercover Afghanistan mit sowjetischen Waffen zu versorgen.

Die sowjetische Besetzung schlägt fehl.

Charlie Wilson wird mit militärischen Ehren gewürdigt.

Afghanistan und seine Zivilbevölkerung wird vergessen.

Der Film lebt sowohl von seiner unterhaltsamen Handlung, dem ironischen Unterton und ganz besonders von seinen Schauspielern. Tom Hanks als Charlie Wilson schafft einen grandiosen Spagat zwischen Lebemann mit fünf jungen hübschen Mitarbeiterinnen im Büro und dem interessierten Abgeordeneten, der von den tatsächlichen Hintergründen seines Faches überraschend wenig weiß, aber dennoch bereit ist, sich gegen Not und Elend einzusetzen. Julia Roberts als Joanne Herring zeigt ebenfalls eine schauspielerische Meisterleistung, bleibt aber neben Hanks und Philip Hoffman als Gust Avrakotos, der obwohl unsympatisch, dennoch mitgefühlerregend seine Arbeit macht, eher blaß. Witzige und ironische Dialoge und gutaussehende Details würzen diesen Film mit Humor, nachdenkliche tiefgründige Sprüche und authentische, zum Teil reale Aufnahmen lassen den Ernst der Realität nicht in Vergessenheit geraten.

Politik und Kalter Krieg sind keine seichte Unterhaltung, für das junge Publikum der Sneak mag dieser Film zu anspruchsvoll sein. Diese Produktion ist dennoch gelungen und ein seltenes Thema wurde eindrucksvoll und sehenswert verarbeitet.

No Comments »

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL


Leave a Reply