Fall 39 - Vom Lachen bei Horrorfilmen

Nach langer kreativer Pause möchte sich dieser Autor von der Arbeit ablenken endlich wieder über seine Erfahrungen aus der Welt des Kinos berichten.

Nachdem alles (außer der Wurst) ein Ende hat und dieses Ende sowohl lange her, als auch gar nicht Thema dieses Artikels ist, möchte dieser Autor hiermit seinen geneigten Lesern vom neuesten Streifen Zelluloid berichten, den es, nun in neuem Ambiente, im Kino Biberach im Herzen des schönen Oberschwabens zu sehen gab (Friedrichshafen we miss you!). In diesem Juwel an der Riß, in dem das Kino den strahlenden Namen "Sternenpalast" trägt, werden die Kinobesucher vom Personal umschwärmt und mit Filmplakaten und süßen Leckereien bestochen verwöhnt, aber ich schweife ab....

Leider wurde dem Autor vom sonst so umsichtigen Personal vorenthalten, dass es sich beim Film der wöchentlichen Sneak-Preview um einen Horrorfilm handelt. Und leider gehört dieser Autor zum eher zartbesaiteten Teil der Bevölkerung, welcher nach dem aufmerksamen Studium eines solchen Filmes Schrank und Bettunterseite vor der wohlverdienten Nachtruhe kontrollieren muss. Glücklicherweise ergibt sich daraus eine durchaus humoristische Komponente, die den Rest der Zuschauer von ihrem Schrecken abzulenken vermag. Doch dazu später...

Der Film des Abends, wie die Überschrift schon vermuten lässt heißt Fall 39. Der Film handelt von der engagierten Sozialarbeiterin Emily Jenkins, welche trotz chronischer Arbeitsüberlastung den Fall der zehnjährigen Lilith verfolgt. Beim ersten Treffen erfüllen deren Eltern nicht unbedingt die Vorraussetzungen strahlenden Familienidylls, was den Verdacht des Missbrauchs verhärtet. Leider fehlen der guten Emily die Beweise und so wird sie vorerst von ihrem Vorgesetzten in die Schranken verwiesen. Natürlich wäre unsere Helden, nicht die Heldin würde sie sich vom bürokratischen Amtsschimmel von ihrer Mission der Kindsrettung abbringen lassen. Nach einem nächtlichen Anruf der kleinen Lilith, ruft Emily einen befreundeten Polizisten zur Hilfe und die beiden können in letzter Sekunde verhindern, dass die Eltern der Kleinen, diesselbe im Backofen verbrennen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung, einer noch kürzeren Gerichtsverhandlung und einem Gespräch mit dem Kinderpsychologen, sind die Eltern in der Psychatrie, Lilith in Emilys Obhut und die Welt in Ordnung.

Doch nun beginnen die Menschen um Emily zu sterben....

Da dieser Autor nichts von Spoilern hält (jemand hat ihm damals das Ende von Harry Potter erzählt) wird nicht mehr über die Handlung verraten. Darüberhinaus sollte der geneigte Leser davon absehen den Trailer zum Film anzusehen, da dieser einen Großteil der Handlung vorweg nimmt.

Fall 39 stellt sich als zwar nicht herausragender Horrorfilm dar, kann aber auf vielen Ebenen überzeugen. Renée Zelweger überrascht in der Rolle der Emily Jenkins, vor allem auch weil man ihr eine Rolle im Horror-Genre gar nicht zutraut. Jodelle Ferland spielt die Rolle, des eingeschüchterten Kindes glaubhaft und schafft dennoch den Übergang zum gruseligen Balg. Erfahrene Cineasten werden natürlich im Kino sitzend viele Schockermomente bereits vorab erkennen, aber welcher Horrorfilm weiß schon noch wirklich zu überraschen. Doch dieser Autor wird das Gefühl nicht los, dass der Regisseur Christian Alvart gezielt mit den Erwartungen gerade genre-erprobter Zuschauer spielt und es ihm gelingt dem Publikum immer wieder ein Zusammenzucken und Wegducken abzuringen.

Alles in allem bietet Fall 39 kurzweilige Unterhaltung auf handwerklich gutem Niveau.  Natürlich bietet der Film nicht viel Neues und natürlich werden alte Hasen viele Parallelen zu Größen des Genre finden. Dennoch findet der geneigte Zuschauer hier robustes Popcorn-Horror-Kino.

Was die Situation dieses Autors anbelangt, so mag dieser sich zwar zu eben den oben erwähnten erfahrenen Cineasten zählen, was ihn aber noch nie davor bewahrt hat in Schreckszenen (welche er vorher noch ankündigt) sich in seinen Sitz zu verkriechen und, sehr zu Erheiterung der anderen Zuschauer, den einen oder anderen verschreckten Schrei von sich zu geben.

IMDb-Seite zum Film
Trailer bei Moviemaze

(Traum)job gesucht - oder einfach nur sinnfreie, langweilige Unterhaltung

Ja Jungs - das hier geht an Euch! - spiegelt nämlich genau unsere Situation wieder! 😉

Ein junges hübsches Mädchen macht ihren Abschluss an irgend nem College in der Pampa der USA und hat schon ganz genau geplant, welchen Job es danach machen wird. Doch leider wird das mit dem Job nichts und kurz um sitzt die kleine Raiden wieder bei ihren Eltern zu Hause mit einem etwas zurückgebliebenen Vater, einer fertigen Mutter, einem verwöhnten, überdrehten Bruder und einer noch fertigeren Großmutter.

Bei ihrer vermeintlichen Suche nach ihrer zukünftigen Karriere verliebt sie sich mal eben in den Porno-Regisseur (im Film wird dies natürlich nur durch die Metapher eines Werbefernsehns-Regisseur dargestell - aber ganz ehrlich, wir wissen doch was gemeint ist), der nebenan wohnt und zerstört damit mal nebenbei das Verhältnis zu ihrem besten Freund, der sie schon die ganzen Collegejahre über auf Händen getragen hat.

Soviel zum noch halbwegs interesannten Teil des Films - ja, ich sagte wirklich "interessant"!

Hier kommt nämlich die ultimative Wende. Wer hätte es gedacht, alles ist am Boden, da bekommt das Kind den ersehnten Job wie durch Zauberhand und realisiert auch auf einmal, dass sie ja selbst auch in ihren ehemals besten Freund verknallt ist und versucht kurzerhand ihn zurück zugewinnen. Nachdem das nicht auf direktem Wege funktioniert, schmeißt die Gute ihren Traumjob hin und fliegt mal eben nach New York um sich ihrem Traumprinzen um den Hals zu schmeißen.

Wer hätte es anders gedacht - ein Happy Ending!

Hochachtungsvolle Grüße aus MUC - aber ganz ehrlich: Wen interessiert das?

Weiterführende Links:
Trailer bei MovieMaze
IMDb Seite

Zack and Miri Make a Porno

Seth Rogan hat definitiv in guten Filmen mitgespielt, wie er dies unter anderem in "Pineapple Express" unter Beweis gestellt hat. Leider reiht sich "Zack and Miri make a Porno" eher neben dem ähnlich unlustigen Film "Beim ersten Mal" (Knocked up) ein.

Bei "Zack and Miri make a Porno" versucht Drehbuchautor und Regisseur Kevin Smith einen allumfassenden Rundumschlag, der sowohl unterschwellig das schreckliche amerikanische Sozialsystem kritisiert als auch die seltsame Einstellung zwischen Sexappeal und Prüderie der USA auf die Schippe zu nehmen.

Die Story ist relativ einfach. Zack und Miri wohnen seit eh und je zusammen und sind die besten Freunde. Leider sind sie in ihrem Leben weniger erfolgreich und schaffen es zu zweit weder die Miete noch die Rechnungen zu bezahlen. Auf einem Klassentreffen bringt der Liebhaber des ehemaligen High-School-Stars, der Schwulen-Porno-Darsteller ist, Zack auf die Idee mit einem Porno Geld zu verdienen. Nach kurzem zögern ist entschieden, die Sache durchzuziehen und es werden fleißig Leute mit ins Boot geholt und Darsteller gecastet. Schließlich entdecken Zack und Miri bei ihrem ersten Mal, das 'zufällig' vor laufender Kamera stattfindet, was sie eigentlich für einander empfinden. Ein Konflikt tritt auf, Zack rennt weg und wird von seinem afro-amerikanischen Kollegen zur Vernunft gebracht, Miri doch hinterher zu laufen. Glücklicherweise stellt sich alles als ein Missverständnis heraus und der Film kann ein Happy End haben.

Für mich, als großer Fan amerikanischer Klischeefilme wie "American Pie" oder "Hangover", der ebenfalls erst kürzlich in den Kinos zu sehen war, war dieser Film leider eine mittlere Enttäuschung.

Dieser Film versucht so vieles zu sein und ist doch so wenig. Er versucht einen Spagat zwischen Pornografie und romantischer Liebe - quasi der Realität und der Illusion, wie sie zum Teil in den USA gelebt wird - und will dabei noch Rassismus anschneiden und ein bisschen Homosexualität unterbringen.

Definitiv kann dieser Film überinterpretiert und in jede kleine Nuance pure Absicht und Sozialkritik hineingedeutet werden. Eine Kritik am amerikanischen Sozialsystem - dessen Reform ja zur Zeit leider wieder von denen gekippt wird, die es am meisten gebrauchen könnten (Spiegel: Kongress-Gezänk sabotiert Obamas Megaprojekt) - der Widerspruch zwischen den extrem kurzen Röcken junger Amerikanerinnen und der abartigen Prüderie, die in diesem Land herrscht, aber natürlich auch wieder der "American Dream" den Zack und Miri vollziehen indem sie nur durch ihren guten Willen und ihren Kampfgeist ihr Leben auf die Reihe kriegen und zueinander finden.

Dennoch ist dieser Film am Ende leider nicht mehr als eine Mischung aus purer Verzweiflung und amerikanischem Kitsch. Das können auch die flachen Witze und die riesigen Brüste von Stacy nicht heraus reißen.

Weiterführende Links:
Trailer bei MovieMaze
Filmseite bei IMDb

Public Enemy No1 - Französische Filmkunst

Zu dem französischen Film "Public Enemy No1 - Todestrieb" gibt es einen ersten Teil "Mordinstinkt". Doch auch ohne dessen Inhalt zu kennen, bietet der zwote Teil ein positives Beispiel künstlerischer Betätigung.

Jacques Mesrine (gesprochen: "Jack Merin") ist ein guter, notorischer Bankräuber. Während der erste Teil seinen Aufstieg verfilmte, handelt der zweite Teil von großen Plänen und abrupten Ende in den Jahren 1973-79.

Mesrine und Helfer rauben am hellichten Tag Banken aus, fliehen in Verfolgungsjagden vor der ohnmächtigen Polizei, liefern sich Schusswechsel in Menschenmengen, aber scheinen sich immerhin nicht einer Mordlust hinzugeben. Mesrine wird verhaftet, flieht, wird wieder verhaftet. Er genießt die Inszenierung, das Spektakuläre, stellt sich gerne als volksnaher kleiner und sympatischer Ganove da.

Doch etwas ändert sich, seine Pläne und Aktivitäten schlagen öfter fehl, er oder seine Kumpane werden verwundet oder gar getötet. Er muss durch Wälder und Flüsse fliehen. Dennoch verliert er nicht seine Arroganz und Kaltblütigkeit, die ihn für den Zuschauer amüsant die Polizei herausfordern lässt. Und er gewinnt letztlich. Seine Taten beschränken sich jetzt nicht mehr von Raub, er spricht von Revolution, Systemzerstörung, Befreiungskampf und stirbt kampflos von Polizeikugeln zersiebt.

Was den Film so sehenswert macht, ist nicht nur der kurzweilige Inhalt. Es ist vielmehr die Komposition von Szenen aus Musik, Bild, Dialog und Charakteren. Jede einzelne Szene ist nicht vorhersehbar, und oft endet sie harmloser oder gewalttätiger als vom hollywoodgewöhnten Zuschauer erwartet. Eine überraschende Mischung unterschiedlicher Musiken und eine bewusste Kameraführung zeigen Szenerien, die mit Liebe zum Detail hergerichtet worden sind. In dieser Welt bewegt sich mit Mesrine ein komplizierter Charakter. Doch die Darstellung gelingt, die Wandlungen vom sympatischen Franzosen zum gnadenlosen Verbrecher zum selbstverherrlichenden Möchtegernrevolutionär und wieder zurück zum freundlichen, prinzipientreuen Mann überzeugen.

Insgesamt vermischt der Film Komödie, Drama und Elemente aus Ganovenfilmen und Revolutionen. Diese sind mit viel filmerischen Können zusammengestellt und ergeben einen unterhaltsamen Kinofilm.

Trauzeuge gesucht! - ein Frauenfilm in Männerverpackung?

"Ein Frauenfilm in Männerverpackung." würde ich sagen, wenn mich jemand dazu auffordern würde diesen Film in einem Satz zu beschreiben. Und das ist keineswegs negativ gemeint.

Der mitten im Leben stehende Makler Peter Klaven beschließt seine Freundin Zooey zu heiraten und macht ihr einen Antrag. Die Auswahl des Trauzeugen bereitet ihm gr0ße Probleme, da er im Grunde genommen keine richtigen Freunde hat. Von seiner Jugend an bis heute ist Peter von Beziehung zu Beziehung gewandert und hat es versäumt, sich mit Männern zu anzufreunden.  Die Menschen in seinem Umfeld kennt er nur oberflächlich und hat nie etwas mit Ihnen unternommen.

Peter beschließt bis zur Hochzeit einen neuen Freund und somit auch einen Trauzeugen für die Hochzeit zu finden. Er bittet seine Familie um Rat, wodurch er auf Anweisung seines homosexuellen Bruders Robbie beginnt auf "Männer Dates" zu gehen.

Nach vielen erfolglosen Verabredungen trifft er, während er eine Hausbesichtigung hält, auf Sydney Fife. Peter und Sydney verstehen sich gut und beginnen fortan regelmäßig etwas zu unternehmen. Durch Peters oft seltsames Verhalten, merkt Sydney, dass Peter nicht oft mit Männern unterwegs ist und versucht ihn in dieser Sache auf die Sprünge zu helfen.

Die Freundschaft zwischen Peter und Sydney nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, wodurch Peter immer weniger Zeit mit Zooey verbringt, sie sogar einige male für Sydney versetzt. Als Zooey Peter darauf anspricht, und er im Gespräch ihre kommende Ehe in Frage stellt, verlässt Zooey Peter und zieht zu ihrer Freundin Denise.

Peter macht Sydney für den Vorfall und Peters jetztige Situation verantwortlich und beendet die Freundschaft mit ihm. Er versucht Zooey wieder zurückzubekommen. Sie verzeiht ihm, zieht wieder bei ihm ein und die Hochzeit ist wieder im Gange.

Der Film schließt mit dem obligatorischen Happy End,  indem Zooey Sydney zur Hochzeit einlädt, Zooey und Peter heiraten, Peter sich mit Sydney versöhnt  und alle glücklich sind.

An sich ein gelungener Film. Die Story erinnert an einschlägige Hochzeitskomödien, die eher vom weiblichen Publikum gesehen werden, die Aufmachung, die Charaktere und die witzigen Einlagen jedoch, machen diesen Film auch für Männer sehenswert. Auf jeden Fall einen Kinobesuch wert.

John Rabe

Vom Film über John Rabe ist im Vorfeld wenig gesprochen worden, dabei überzeugt der Film als Schilderung über die Ereignisse in Nanking 1937. Er geht aber nicht zu weit, um seine Tauglichkeit als Massenfilm zu verlieren.

John Rabe lebt seit 27 Jahren mit seiner Frau im chinesischen Nanking, wo er ein Kraftwerk im Auftrag von Siemens aufbaute. Im Dezember des Jahres stehen viele Wandel bevor. Er wird abgelöst und nach Berlin berufen, der Ersatznazi ist gerade angekommen. Die japanische Armee rückt unaufhaltsam in China ein und nähert sich auch Nanking.

Zwei Tage vor Abfahrt beginnen die Bombardierungen. Rabe gelingt es, viele Zivilisten und sein Werk durch Aufspannen der Reichsflagge zu schützen, die verbündeten Japaner brechen den Angriff auf diesen Teil der Stadt ab. Am Folgetag berät das ausländische Komittee (darunter ein junger erfahrener Diplomat, die französische Leiterin des Mädcheninternats und der englische Arzt des Krankenhauses sowie natürlich John Rabe) über das weitere Vorgehen zum Schutze ihrer und weiterer Leben. Der Aufbau einer 100000-Personen zivilen Schutzzone beinhaltet auch ihrer aller Einrichtungen. Die Schutzzone soll frei von Waffen und Soldaten gehalten, dafür aber auch von den feindlichen Japanern anerkannt werden.

Natürlich ist die Theorie leichter als die Praxis. Im Krankenhaus werden ausnahmsweise Soldaten behandelt, im Internat welche versteckt. Dafür blockieren die Japaner aus Versehen die Reiszufuhr. Neben diesen harmlosen Verbrechen deutet der Film aber auch Vergewaltigung, Massenexekutionen, willkürliche Enthauptungen durch die Besatzer an.

Kurz bevor die Schutzzone durch die Unvorsicht ihrer Erschaffer und die Ehrsucht der Japaner gestürmt wird, treffen wieder die ranghohen ausländischen Diplomaten ein und ermöglichen eine offizielle Aufsicht der Geschehnisse in der Stadt.

Der Film bringt das Grauen nur teilweise ins Publikum, er verliert sich in den entscheidenden Szenen in Andeutungen. So bewahrt er seine Massentauglichkeit, aber büßt einen Teil der Authenzität ein. Darüberhinaus werden die Ereignisse außerhalb der Schutzzone nicht vermittelt, sondern nur im Abspann als "Massaker von Nanking" zusammengefasst, das 300000 Tote forderte. So müssen die Verbündeten, die sich mit der Aufarbeitung der Geschichte schon öfters schwer taten, auch diesmal nicht fürchten, ihr Gesicht zu verlieren.

Ein Lichtblick bieten einige humorvolle Szenen, die keineswegs fehl am Platze wirken. Meistens entstammen sie dem großartig gespielten, zynischem Briten, der als Arzt am dichtesten am Geschehen kämpft. Zusammen mit der guten Handlung nach der wahren Begebenheit um John Rabe bietet sich ein toller Kinofilm, der Graunen, Zusammenhalt und Hoffnung vereint.

"The Unborn" und das Zitat des Jahres

Vor einiger Zeit in Trailern angekündigt, inzwischen schon fast vergessen, überraschte "The Unborn" das Publikum. Dementsprechend unvoreingenommen wurde der Film wahrgenommen, konnte aber dennoch einen guten Eindruck hinterlassen.

Casey erlebt in jüngster Zeit sonderbare Ereignisse. Ein blauer Handschuh blockiert ihren Jogweg, maskierte Doggen treiben sie mit bösem Blick in dunkle Wälder, wo dann prompt weitere Masken warten. Die von ihr bebabysitteten Kinder spielen mit Spiegeln und benehmen sich höchst merkwürdig. Der Filmbeobachter ahnt einen klassischen Horrorfilm.

Doch nach einiger Zeit wird das Geheimnis glücklicherweise aufgelöst. Ein Dämon verfolgt Casey, die als Zwilling gezeugt wurde, um von ihr Besitz zu nehmen. Während des gesamten Filmes versucht er sie zu schwächen, indem er ihre Freunde und Helfer um und sie um ihren Schlaf bringt. Am Ende gipfelt der Film in einem Exorzismus, der noch harmlos dargestellt wird, aber trotzdem mehrere Opfer fordert. So viel sei verraten: Casey überlebt und das Gute gewinnt.

Die Stimmung des Publikums war nicht für einen Horrorfilm geeignet, unzählige Kommentare dienten sowohl der Unterhaltung, lassen aber keine typische Stimmung aufkommen. Trotzdem gab es einen wunderbaren Satz, der das Publikum sekundenlang lähmte und deshalb der Erwähnung bedarf. Man darf gespannt sein, ob vielleicht die deutsche Synchronisation noch überarbeitet wird: "Nun liegt es an dir, zu vollenden, was damals in Auschwitz begann."

Abschließend mag resümiert werden, dass der Filme keinesfalls einen schlechten Eindruck machte. Das Genre Horror war für die Sneak mal wieder überfällig, dennoch stieß der Film an diesem Abend nicht auf gerecht werdende Akzeptanz. Empfehlen möchte ich ihn nicht, da Horrorfilme meiner Sensibilität widersprechen, aber wem derartige Filme gefallen, dem sei von einem Kinobesuch nicht abgeraten.

Slumdog Millionaire

Zuletzt mit 8 Oscars und etlichen anderen Preisen überhäuft, sind die Erwartungen an "Slumdog Millionaire" hoch gesteckt.

Der Inhalt ist schnell erklärt. Der 18jährige Jamal ist Kandidat bei der indischen Version von "Wer-wird-Millionär". Jede der Fragen berührt sein Leben und durch die Erinnerung an die Vergangenheit weiß er viele Antworten. Dem indischen Jauch erscheint das unglaublich, er wittert Betrug und setzt die Polizei ein, die mit menschenrechtsinkompatiblen Methoden die Wahrheit ans Licht bringen will. In den Zwischensequenzen (oder den Hauptsequenzen?) werden entscheidende Szenen aus Jamals Leben gezeigt, sodass der Film das Leben und Aufwachsen von armen Kindern in indischen Slums thematisiert.

Das Leben von Jamal und seines wenig älteren Bruders Salim ist an Tragik kaum zu überbieten. Schon früh verwaist schlagen sie sich alleine mit Diebereien und niedrigsten Hilfsarbeiten durch. Die Menschen, denen sie begegnen, sind alles andere als die heiligen Helfer, für die sie von den ausgenutzten Kindern gehalten werden. Jamal versucht den Ausweg über ehrliche Arbeit, Salim schlägt eine Laufbahn als Helfer für einen zwielichtigen Kriminellen ein. Gerade diese erschütternden Bilder machen dann doch den Reiz des Filmes aus. Die Schilderung einer Welt, die sich nicht vorstellen lässt, bewirken, dass der Film mehr als Unterhaltung ist.

Das Konzept des Filmes, durch die von den Fragen ausgelösten Rückblenden das Leben von Jamal zu erzählen, ist gewöhnungsbedürftig und kommt nicht bei jedem gut an. Die vielen Fragen führen zu wiederholt gleichen Abläufen, zwar jemals mit anderen Szenen aus Jamals Leben, aber der Film erzeugt keine Spannung oder Dynamik. Zudem wiederholen sich die Erinnerungen an das von Jamal verehrte Mädchen und Mitaufwachsende, der Film erscheint langwierig.

Regisseur Danny Boyle ist bekannt für kritische Filme, und so ist auch "Slumdog Millionaire" einzuordnen. Er schafft es, ein schwieriges und gerne ignoriertes Thema erfolgreich auf die Leimwand zu bringen. Und eher dafür als für seine Filmkunst hat er sich auch die Auszeichnungen verdient.

Problemviertel Hollywood

Einen Einblick in die Arbeitswelt hinter dem glamourösen Äußeren der Filmszene in Hollywood bietet derzeit der Film "Inside Hollywood". Als Mischung zwischen Spielfilm und Dokumentation fehlt ihm allerdings sowohl der Höhepunkt im gradlinig waagerechten  Spannungsverlauf als auch die glaubwürdige Schilderung der alltäglichen Realität.

Robert DeNiro spielt einen Filmproduzenten, der gerade den einen Film beendet während schon ein neuer in der Startlöchern steht. Doch das Pre-Screening (Vor-vorführung einer Entwurfsfassung) kommt nicht gut an, die Produktionsfirmaleitung drängt auf Änderungen, der drogenkonsumierende (mehr als allgemein üblich) Regisseur sieht sein Herzblut in Gefahr. Da gilt es zu vermitteln und einen Lösungsweg zu finden, denn in 2 Wochen steht schon Cannes vor der Tür.

Auch beim neuen Film läuft nicht alles glatt. Der Hauptdarsteller (Bruce Willis als Bruce Willis) möchte seinen Bart nicht abrasieren. Doch auch hier drängen die Geldgeber und drohen mit Abbruch. Bruces Agent ist sowieso überfordert und traut sich nicht, seinem Klienten die Botschaft zu überbringen. Wird es dem Produzenten gelingen, den Star umzustimmen und den Film zu sichern?

Während er im Porsche seine vielen Kinder diverser Mütter zur Schule fährt, nebenbei mit einem Ohr am Telefon hängt, plagen ihn innerlich private Gedanken und Vermutungen. Seine Exfrau (seit 2 Jahren) hat seinen Sessel umbeziehen lassen. Und gehört der rote karierte Socken aus ihrer Villa (früher seine) vielleicht dem Regisseur, der mit ihm auch noch einen Film drehen möchte? Außerdem verläuft die Trennungstherapie nicht wie erwünscht.

Das sind so ziemlich alle Probleme, die den armen Produzenten plagen. Und das auch noch alles gleichzeitig. So vermischen sich die 3 verschiedenen Themen, um ohne thematischen Höhepunkt den gesamten Film gleichmäßig zu bestimmen. Doch der Film klärt nacheinander alle Fragen auf, mal mit Erfolg, mal ohne, mal mit Teilsiegen. Da kann sich der Mensch schon nicht beklagen, zumal  Nachwuchsschauspielerinnen nur allzu gerne unter Ecstasy die Nacht mit ihm verbringen.

Dem Kinogänger könnten die Sorgen und Nöte etwas bedeutungslos erscheinen, weiß er doch nicht, wie schwierig es ist, 30000$ pro Monat Unterhalt zahlen zu müssen. Würde er jedoch nicht gerade darauf abzielen, die Hollywoodmenschen als Menschen wie du und ich, mit privaten und geschäftlichen Problemen, darzustellen, wäre nur ein langweiliger Film geblieben. So liegt er noch eine Stufe tiefer.

Österreichischer Heimatfilm

Brenner arbeitet (natürlich nicht angemeldet) als Autoleasingeintreiber. Ein Auftrag führt ihn aufs Land, um ein kleines gelbes Auto abzuholen. Der Unterschied zwischen Land und Stadt wird leider nicht ganz ersichtlich. Er kommt zum Hofe "Löschenkohl", wo er herzlich empfangen wird. Er trifft jedoch nicht auf Horvath (den Autobesitzer) und da es kalt und sein Auto kaputt ist, bleibt er widerwillig über Nacht.

Ahnungslos über die ländlichen Bräuche kann er wegen den Nachtschichten der Einheimischen kein Auge zu tun. Am nächsten morgen wird ihm von einem bleichen Vamp(ir) das Frühstück serviert. Er beschließt, einige Zeit dort zu bleiben und erlebt so eine alltägliche, für ihn ungewöhnliche Episode österreichischer Lebensweise.

Der Wirt wird erpresst, da er sich beim Mord im Bordell hat filmen lassen. Brenner bekommt vom Juniorchef den Auftrag zu untersuchen, wohin der Wirt das Geld heimlich, aber doch so sinnvoll anlegt.

Es folgt eine Reihe von Kiffen, abgetrennten Fingern, unansehnlichen Seitensprüngen, Rollstuhlgeisterfahrer, Geschlechtsumwandlungen, Autorallys mit Amphibienfahrzeugen, Zigeunerschnitzel, Amtsmißbrauch, Kannibalismus, Falschparken (mit diversen weiteren Verkehrsvergehen), Eiskunstlaufen und anderen volkstypischen Perversionen. Doch obwohl jede Nacht "der Knochenmann" sein Fleischmaschine anwirft und mit diversen Fleischarten füllt, um Hühnerfutter zu produzieren, zeigen die Filmemacher nicht die konsumierenden Hühner. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Einheimischen... und das sollte dann wohl doch nicht gezeigt werden.

Am Ende ist der arme Wirt im Knochenmannhimmel, Juniorchef und seine treue Ehefrau getrennt, Brenner 9-fingrig, Berti halbschwul (nein, nicht bi. Eher "hetomo"), ein Bordell führungslos und der "Löschenkohl"-Hof weiterhin in der Hand gewöhnlicher Leute.

Ungewöhnlicherweise präsentierte unser Kino dieses Mal einen Dokumentarfilm. Aufgerüttelt durch diese tiefen Abgründe österreichischer Einwohner, bekommt man angesichts der Tatsache, dass Bregenz nicht einmal eine Autostunde entfernt ist, plötzlich Angst...Aber ansonsten sehr gelungen: authentisch, glaubhaft, humorvoll und erschreckend.