Leb Langsam 4.0 Teil 2: Drivin' in my car, im drivin too fast, im drivin' too far

Man fährt zwar keinen Mercedes, doch die eingebaute Vorfahrt scheint vom selben Zulieferer zu stammen. Zuverlässig weicht der Verkehr den eigenen riskanten Fahrmanövern aus, vorallem praktisch bei Kreuzungen und roter Ampel. Zwar steigt die Unfallrate morgens und abends, vor und nach den Vorlesungen, exponentiell an, doch bislang kann die Polizei keinen Schuldigen finden. Da alle Polizisten übergewichtig und faul sind, taugen sie natürlich auch nichts. Nur die hart gesottenen Toppolizisten wären fähig einen ausfindig zu machen, um einen Strafzettel auszustellen. Wir alle wissen allerdings dass sich eben diese nicht mit solchen Nebensächlichkeiten, wie dem Einhalten und dem Durchsetzen des Gesetzes beschäftigen, sondern sich lieber durch den Untergrund prügeln und schießen. So wird auch dieses mal die Autofahrt ohne Folgen bleiben.

Mit geschätzten 160 Sachen gehts durch die Innenstadt, bevorzugt werden natürlich verkehrsarme Bereich wie Fussgängerzonen und große Einkaufszentren. Als Pflichtbewusster Student muss man möglichst schnell an die Hochschule gelangen, denn die Kantine gibt nur Essen bis 12uhr aus. Mit Spiegelsonnenbrille, die man nur kurz bei der Passage durch die U-bahntunnel kurz abnimmt, Zigarette im Mund, einer Hand lässig am Lenkrad, macht man zwar eine gute Figur auf jedem Foto, doch möchte man nicht unbedingt von einem dieser Radargeräte erfasst und geblitzt werden. Während man im Slalom sich durch den dichten Stadtverkehr drängt, öffnet man lässig das Handschuhfach, was sich explosionsartig leert und hunderte unbezahlter Strafzettel wegen Falschparkens in das Fahrzeuginnere ergießen, und holt die angefangene Packung Kautabakraus. Eine großzügig dosierte Menge wird im Mund für den Einsatz vorbereitet. Zufälligerweise befindet sich wieder einmal eine Großbaustelle vor dem alten Widersacher, dem Blitzer. Man drückt das Gaspedal runter, der Motor stöhnt, Schrauben lösen sich, die Tachonadel wird buchstäblich aus dem Tacho gerissen. Noch bevor man selbst in Sichtweite ist, beginnt auf der Baustelle ein wildes Durcheinander. Man kennt dieses Geräusch. Man kennt es sehr gut. Zwar hätten sie genügend Zeit sich in Sicherheit zu bringen, doch wird wieder einhellig beschlossen, bis zum letzten Moment hier auszuharren um im aller letzten Moment sich eindrucksvoll durch einen Hechtsprung aus dem Gefahrenbereich zu retten. Anhand der Vibrationen, die vom Auto ausgehen, schätzt man die eigene Reisegeschwindigkeit auf angenehme 220km/h. Immer weiter nähert man sich dem Ziel. Eilig wird noch die Zigarette in den überquellenden Aschenbecher gedrückt, und schon geht es auf einer improvisierten Rampe aus Schutt, Baustellenarbeitern und Abwasserrohren, in die Luft. Da bereits 220km/h eine relativistische Geschwindigkeit ist, verlangsamt sich die die Zeit auf Hollywoodzeitlupenstandard.

Langsam schwebt das Auto graziell wie ein alter, verosteter und verkratzter Vogel durch die Luft.Noch bevor der Blitzer reagieren kann wird er beidseitig durch ein Kautabakgeschoss durchschlagen, dass der Fahrer durch ein Loch im Fahrzeugdach, das in etwa den Maßen einer bionischen, ostasiatischen Todesfaust entspricht, abgegeben hat. Wieder mit dem Fahrzeug auf dem Boden angekommen wird panisch in die Reste des Rückspiegels gelinst. Da hat doch was gefehlt! Und tatsächlich, da stand er noch: Beidseitig durchschlagen, ausser Funktion gesetzt, der Blitzer. Ein Lidschlag später jedoch detonierte der Apparat in einer gewaltigen Explosion, auf die manwahrlich stolz sein konnte. Wieder einmal ging man erfolgreich aus dem Duell Mensch gegenradarstrahlenunterstützes Geschwindigkeitsmessgerät mit eingebauter Lichtwellenerfassungsapparatur auf bewährter Zelluloid Technologie(tm) hervor. Doch nächste Woche wird er wieder da sein. Schneller, besser und vielleicht sogar gepanzert.

Aber im Moment ist der Sieg redlich verdient und mit einem großem Gefühl der Erleichterung und einem entspannten Seufzer kann die Fahrt nun fortgesetzt werden.Schlussendlich kommt man doch noch an der Hochschule ohne größere Vorkommnisse an - dreiVerkehrsunfälle, eine Schießerei, einmal Sex auf der Motorhaube und ein halb toter Drogendealerder sich im vorderen Radkasten verkeilt hat. Es bietet sich ein Anblick des Schreckens, des Terrors und des blanken Horrors. Die halbeHochschule brennt, vermumte Männer stürmen durch die Gänge, und liefern sich heftige Schießereien mit dem Reinigungspersonal, dass von den Sekretärinnen unterstützt wird. Über dem Campus kreistein Kampfhubschrauber sowjetischer Bauart. Gottseidank! Es scheint wieder ein ganz normaler Tag an der Hochschule zu werden.

 

 

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