Jumper - "Nur Gott sollte so etwas können!"

Als einer der großen Filme des Jahres wird dem Kino-Besucher "Jumper" präsentiert, eine geringe Auszeichnung, der der Film in keinster Weise gerecht wird.

Davey ist ein schüchterner, schmaler Bub, wird von seinem trinkenden Vater allein aufgezogen. An einem Wintertag stürzt er bei einer mutigen und dämlichen Rettungsaktion einer Schneekugel in den zugefrorenen Fluss, um nach kurzem Überlebenskampf dort zu landen, wo alle Jugendlichen typischerweise ihre Zeit verbringen - in der Bibliothek. Er lernt seine Fähigkeit, sich an andere Orte, die er vor Augen hat, zu teleportieren, zu beherrschen und beschließt, mit 15 Jahren, von zuhause fort zu laufen und als Bankräuber ein glückliches Leben zu führen.

Nach 8 Jahren beschließt Davey, Millie (Jugendliebe, Schneekugelempfängerin) wiederzusehen. Sie reisen spontan nach Rom, Davey lädt ein, ermöglicht ihr alle Träume. Doch Millie wird langsam misstrauisch - vermögend und Banker, mit seinen schulischen Leistungen? Und als er dann unter Mordverdacht im italienischen Gefängnis landet, beginnt sie endlich Fragen zu stellen. Er beteuert ihr wortgewandt seine vielfältigen Gefühle ("Vertraue mir.", "Vertraue mir.", "Du musst mir vertrauen."), aber am Flughafen in Rom ist erstmal Endstation für das kurze gemeinsame Glück.

Damit die Handlung nicht gar zu langweilig wird, taucht der böse Cox auf. Obwohl mit dämonischem Äußeren gesegnet gehört er als Anführer einer fanatischen religiösen Gemeinschaft mit Wurzeln bis ins Mittelalter nur zu den Menschen, wenn auch zu den unwahrscheinlich talentierten. Diese Paladine töten die Jumper und die Jumper töten die Paladine. Für diejenigen, die es wie Davey nicht sofort kapieren, erklärt es Griffin (Jumper, Höhlenbewohner, ungekämmt) gleich mehrmals und ausführlichst. Es folgt eine kleine Schlacht zwischen den 3 Parteien, Millie steht natürlich im Vordergrund, während alle übrigen Menschen bei den Teleportationen verloren gehen. Das wundersame Ende: Das Gute gewinnt.

Der Grundgedanke des Filmes hat sicherlich verlockende Züge, wird aber nicht ausgenutzt. Die Handlung ist sehr flach. Die Schauspieler bleiben blass, ihre Wesenszüge sind praktisch nicht erkennbar und somit wirken ihre Entscheidungen rätsel- und zweifelhaft. Humor fehlt, Ernst fehlt, Hintergrund fehlt, Gefühle fehlen. Und selbst die entscheidenen Spezialeffekte verschwinden hinter schnellen Schnitten oder werden bewusst durch sie versteckt. Der Film ragt durch nichts in der derzeitigen Filmlandschaft hervor.

Übrigens: am Ende überleben alle. Der Held kommt zu seinem Ziel, der Böse wird ausgesetzt anstatt konsequent entfernt und der Mittelsmann hängt irgendwo dort rum, wo er in der Geschichte verloren geht. Und auch das Rätsel um die Mutter wird gelöst. Sie verließ die Familie, weil sie als Paladine ihrem Jumper-Kind nichts tun wollte. Aber diese Schonzeit scheint nun auch vorbei zu sein...es schreit geradezu nach einem 2. Teil, der bei selbiger Qualität hoffentlich nie erscheint.

Die Welle

"Die Autokratie vereint als Staatsform alle zentralen Kompetenzen des politischen Systems in einer zentralen Kraft und sieht in keiner Weise die Beteiligung des Volkes an der Staatsgewalt vor. Der Inhaber all dieser Kompetenzen kann eine einzelne Person oder eine Gruppe sein."

Morton Rhue's "Die Welle", selbst nach einer wahren Geschichte verfasst, erlebte schon viele Verfilmungen. Nun wagt sich mit Dennis Gansel ein deutscher Regisseur an das kontroverse Thema.

Schule, Projektwoche mit Politik, Autokratie mit einem beliebten Lehrer auf einem ungeliebten Gebiet. Was eintönig und unspektakulär beginnt, lässt durch Aussagen der Schüler im Lehrer (Herr Rainer Wenger, "Rainer") eine Idee aufkommen. Ist es wirklich unmöglich, in Deutschland eine Autokratie zu errichten? Er versucht es, rein aus pädagogischen Gründen - und all die aufgeklärten Schüler sind diszipliniert, nahezu wünschenswert vorbildlich, entwickeln Gemeinschaftssinn und merken nicht, dass hinter allen Methoden sozialer Druck entsteht. Unfolgsame und Querdenker werden ausgeschlossen oder gehen freiwillig oder werden dem Druck der Masse ausgesetzt. Einheitliche Kleidung, ein gemeinsames Logo, ein Gruß, der die Gruppe ausmacht...alles für sich allein durchaus Maßnahmen mit sinnvollen Hintergrund, die jedoch die Schüler übers Ziel hinausschießen lassen. Die Gemeinschaft wächst, erste Straftaten werden im Sinne des Gemeinwohls ohne Zweifel und Reue begangen, wer nicht für die Gruppe ist, ist dagegen und wird als Feind behandelt...und Herr Wenger verliert zusehends die Rolle als Leitfigur sondern wird Beobachter einer autonomen, gewaltbereiten Vereinigung.

Am Ende der Woche sind einerseits Freundschaften geschlossen und kulturelle und soziale Unterschiede überbrückt, andererseits Beziehungen zerstört oder zumindestens bedroht. Herr Wenger beschließt, das Projekt mit einer letzten Zusammenkunft zu beenden. Doch nicht jeder will den experimentellen Charakter wahrhaben und die Projektwoche wird durch eine Tragödie abgeschlossen.

Das Buch und frühere Filmversionen bilden eine schwere Hypothek. Vielen Beobachtern ist der Inhalt bekannt, kann nicht mehr überraschen. Dennoch ist es erstaunlich, wie beeindruckend und wirklichkeitsnah dieser Film inszeniert ist. Die Schülergemeinschaft in ihren zahlreichen Facetten spiegelt die heutige Gesellschaft umfassend wieder, Herr Wenger (Jürgen Vogel) ist dementgegend ein eher untypisches Beispiel moderner Pädagogen, aber für seine Rolle ausfüllend geeignet. Der Film verzichtet auf künstlerisches Beiwerk wie skurrile Atmosphären, eindringliche Bilder, hintergründige Dialoge, konstruierte Symbole und holt so die Alltagswelt von der Straße auf die Leinwand. Die Handlung bestimmt den Fluss und steuert unaufhaltsam dem Höhepunkt entgegen, der dann ohne Vorbereitung den Beobachter trifft.

Entgegen landläufiger Meinung handelt der Film nicht von der Umwandlung von Schülern in Faschisten, sondern vielmehr vom Unterschied zwischen "Gut Gemeint" und "Schlecht Gemacht". Das Werk, egal ob in Buchform oder in kinematischer Version, bewirkt die Aufklärung und Verhinderung des eigenen Themas, dessen Wahrheitsgehalt durch die Historie mehr als untermauert wird. Was nicht für möglich gehalten wird, tritt ein, ohne Gegenwehr, aber dafür mit Unterstützung der größten Ungläubigen und Kritiker.

Es ist verwirrend, wie der Film trotz bekannten Inhalts und zielgerichtetem, klarem Fluß derart bewegt und den Wissenden innerlich aufwühlen kann.

"No Country For Old Men"

Am Sonntag war er noch bei den Oscars, Montag abend bei uns im Kino. "No Country For Old Men", ein Film, der mit 4 Oscars (Film, Drehbuch, Regie, Nebendarsteller) der Gewinner des Abends war und sich nun beim erfahrenen Publikum beweisen musste.

1980 im Süden der vereinigten Staaten: Die letzten Jahre haben das Land verändert, neue Moden, Drogen und Sittenverfall stehen alten Polizisten mit Pferden und freiheitssuchenden Cowboys, die die 'Gute Alte Zeit' nie finden werden, gegenüber. Llewelyn Moss ist einer der letzteren. Er streift mit Stiefeln, Hut und Flinte durch die Prärie. Doch anstatt geschossenem Wild entdeckt er ein Massaker. Wo viel Drogen sind, ist auch Geld und das kann er natürlich gebrauchen. So macht er sich zum Ziel von Anton Chigurh, der ihn mit einem Peilsender verfolgt, auf dem Weg dorthin jedes Hindernis beseitigt und manchmal so gnädig ist, unschuldige unbeteiligte Menschen leben zu lassen. Als dritter Part spielt noch der Arm des Gesetzes in Person von Tom Ed Bell, ein in die Jahre gekommenes Mitglied einer Polizistenfamilie mehrerer Generationen, mit, der Chigurh jagt und Moss helfen will.

Die Story entwickelt sich zu einer gediegenen Verfolgungs'jagd'. Mexikaner, Drogenbarone und Auftragskiller nehmen am Rande teil, doch sie spielen alle eine untergeordnete Rolle und beenden ihr tristes Dasein meist durch unfreiwilliges Ableben. Nicht so sehr blinde und schießwütige Action begründen die Handlung, viel mehr sind es die unerwarteten Wendungen, die diesen Film ausmachen. Der Betrachter, der die Handlung mit seiner Erfahrung an konventielle Produktionen eigenmächtig vorzudenken versucht, wird ein ums andere Mal überrascht. So ist es nicht verwunderlich, dass auch am Ende nicht die Guten gewinnen und die Bösen verlieren, wenn eine derartig eindeutige Zuordnung diesmal überhaupt möglich ist.

Tommy Lee Jones nimmt wie üblich die Rolle eines moralisch einwandfreien Patrioten ein. Mit trockenem zynischem Humor und Unverständnis begegnet er den Neuerungen der Zeit. Mit der gewohnten Ruhe steht er in wohltuendem Gegensatz zu Josh Brolin, der von der äußeren Erscheinung bis hin zum kalten wenig herzlichen Benehmen gegenüber seiner Frau gut 100 Jahre zu spät lebt. Schnell und hektisch, pudelwohl in der Prärie, ratlos gegenüber einem simplen Peilsender, versucht er seine Probleme selbst zu lösen und verweigert unverbesserlich jede Hilfe, bis er schließlich symbolisch für seine aussterbende Rasse für einen Hauptdarsteller zu früh aus dem Film ausscheidet.

Der Oscarpreisträger: Obwohl Javier Bardem für die Nebenrolle ausgezeichnet wurde, ist er die zentrale Person des Filmes. Er ist Jäger und gleichzeitig Gejagter, wovon er sich nicht beeindrucken lässt. Er wurde ausgestattet mit einem für jede Epoche fürchterlichen Haarschnitt, einem Schrotgewehr mit Schalldämpfer, einem Bolzenschussgerät zum Rinderschlachten und Prinzipien, die gewöhnungsbedürftig sind, die er konsequent umsetzt und anwendet, die aber trotz aller Seltsamkeit einer einfachen Logik gehorchen. Es schadet seinem Image nicht, wenn er zeitweise die Entscheidung über Leben und Tod einer Münze überlässt, was sowieso nur bei unwichtigen unbeteiligten Personen gegenüber passiert, die er nicht leiden kann. Die unbeweglichen Gesichtszüge kennen keine Furcht oder Überraschung, nur hin und wieder taucht ein Schmunzeln auf seinem Gesicht auf, dass den Betrachter ein gewöhnliche Antwort überdenken und den Widersinn erkennen lässt. Diese moralischen Hintergründe lenken dennoch nicht davon ab, dass ein dergestaltetes Individuum in der Unwirklichkeit des Film einen gewissen Charme versprüht, aber in der Realität einen Störkörper darstellt.

Der Sneakbesucher kann sich glücklich schätzen, diesen Film direkt nach der Preisverleihung zu gesicht bekommen zu haben, alle anderen sollten sich den Kinobesuch fest vornehmen. Die Story ist einfach und voller Überraschungen, die Bilder hart und  mit Liebe zum Detail, Symbole und Metaphern stecken hinter jeder Ecke. Durch all dies spielen Tommy Lee Jones, Josh Brolin und der alles überragende Javier Bardem, sodass zu Regie-, Drehbuch- und Nebendarsteller- sich zu Recht der Film-Oscar gesellen durfte.

Im Tal von Elah

Am 20.März 2003 begann der jüngste Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Irak. Inzwischen verloren Tausende auf beiden Seiten ihr Leben. Doch auch die Überlebenden verlieren. Vom Schicksal einer Gruppe heimgekehrter US-Soldaten handelt der Film "Im Tal von Elah".

Hank Deerfiel, pensionierter Berufssoldat, erhält morgens den Anruf, dass sein Sohn Mike unerlaubt abwesend ist. Mike war seit wenigen Tagen aus dem Irak zurückgekehrt und entgegen seinen Gewohnheiten hat er sich bei seinen Eltern noch nicht gemeldet. Hank entschließt sich, seinen Sohn zu suchen, fährt zur Kaserne, untersucht die Stube und findet kaum einen Hinweis. Von Mikes hitzegeschädigten Mobiltelefon lässt er die Videos downloaden und reparieren, er geht zur Polizei, doch er erhält kaum Unterstützung und Mike bleibt vermisst.

Mikes Leiche wird gefunden, zerstückelt und verbrannt. Mit der Unterstützung von der Polizisten Emily Sanders gelingt es ihm, nach und nach mehr über den Tod und die Beteiligung von Mikes Kameraden herauszufinden, bis am Ende überschattet von Selbstmorden und weiteren unnatürlichen Todesfällen die Wahrheit ans Licht gelangt.

Paul Haggis Film überzeugt durch fein ausgearbeiteten Charaktere. Tommy Lee Jones als Hank Deerfield spielt bravourös den besorgten Vater als auch den unbelehrbaren Exsoldaten, der trotz zahlreicher Rückschläge weiter nach dem Mörder sucht. Charlize Theron als Emily Sanders verkörpert die belächelte alleinerziehende Polizisten, die sich in der Männerwelt aus Polizei und Militärpolizei durchsetzen will, und dann doch angesichts brutaler Entwicklungen zusammenbricht und wieder aufsteht.

Die Handlung und deren Wandlungen lassen zu keine Zeit auf ein Happy-End hoffen, niemals bekommt der Betrachter den Eindruck, es könne sich am Ende alles zum Guten wenden. Er erkennt, dass diejenigen, die den Krieg überlebt haben und in die Heimat zurückgekehrt sind, noch lange nicht das vorherige Leben zurückerlangt haben.

Zum zweiten Mal hintereinander nach "Der Krieg des Charlie Wilson" ist die amerikanische Außenpolitik Thema eines Films in der Sneak. Doch entgegengesetzt zur Vorwoche präsentiert sich der Film ohne Humor und ohne schöne Seiten in einem an schöne Seiten ohnehin armen Thema. Bedrückend und deprimierend, aber auf jeden Fall sehenswert.

Schweizer Neutralitätserklärung

Mit jedem neuen Film sind die Betrachter vielfältigen Eindrücken unterworfen. Regisseure und Produzenten besitzen die Macht, ihr zahlreiches Publikum zu beeinflussen.

narp versteht sich auf die Beschreibung und Bewertung von Filmen und unternimmt den unmöglichen Versuch, zu kontroversen Inhalten eine neutrale Position einzunehmen. Zum Scheitern verurteilt hofft narp wegen guten Willens auf milde Gnade.

Der Krieg des Charlie Wilson

Mike Nichols Film "Der Krieg des Charlie Wilson" verarbeitet eine wahre Geschichte um den Krieg, den Afghanistan mit US-amerikanischer Unterstützung gegen die Sowjetunion führte. Das Thema war kontrovers und ist auch derzeit wieder aktuell. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen gelingt es, dem Betrachter eine Unterhaltung mit allen wichtigen Spielfilmeigenschaften zu präsentieren.

Charlie Wilson (Kongressabgeordneter im Unterhauses, Sitz an der Schnittstelle zwischen CIA, Außen- und Verteidigungsministerium, Liebhaber von Whiskey und schönen Frauen, Texaner) hat Beziehungen und Gefälligkeiten und einen intelligenten Kopf, um diese zu nutzen.

In Afghanistan gewinnen die Sowjets immer mehr an Macht, die einheimische Bevölkerung ist waffentechnisch unterlegen, die Lage für die Zivilbevölkerung ist bestenfalls dramatisch, der Wille zum Widerstand ungebrochen. Joanne Herring (reich, gutaussehend, mit dem Willen, christliche unkommunistische Lebensart weltweit durchzusetzen) bewegt Charlie dazu, sich mit dem pakistanischen Präsidenten zu treffen, eins der vielen Flüchtlingslager zu besichtigen, sich für die Aufstockung des Etats für geheime Operationen zum Kampf gegen die Sowjets einzusetzen. Zusammen mit Gust Avrakotos (CIA-Agent, zynisch und eigenwillig, gut und wichtig genug, um seinen Vorgesetzten nicht den nötigen Respekt entgegenbringen zu müssen, als einziger mit Weitblick) vollbringen sie die Großtat, Israel, Ägypten, Saudi-Arabien und Pakistan auf geheimer Ebene trotz Kalten Kriegs und religiöser Unstimmigkeiten zur Zusammenarbeit zu bewegen und undercover Afghanistan mit sowjetischen Waffen zu versorgen.

Die sowjetische Besetzung schlägt fehl.

Charlie Wilson wird mit militärischen Ehren gewürdigt.

Afghanistan und seine Zivilbevölkerung wird vergessen.

Der Film lebt sowohl von seiner unterhaltsamen Handlung, dem ironischen Unterton und ganz besonders von seinen Schauspielern. Tom Hanks als Charlie Wilson schafft einen grandiosen Spagat zwischen Lebemann mit fünf jungen hübschen Mitarbeiterinnen im Büro und dem interessierten Abgeordeneten, der von den tatsächlichen Hintergründen seines Faches überraschend wenig weiß, aber dennoch bereit ist, sich gegen Not und Elend einzusetzen. Julia Roberts als Joanne Herring zeigt ebenfalls eine schauspielerische Meisterleistung, bleibt aber neben Hanks und Philip Hoffman als Gust Avrakotos, der obwohl unsympatisch, dennoch mitgefühlerregend seine Arbeit macht, eher blaß. Witzige und ironische Dialoge und gutaussehende Details würzen diesen Film mit Humor, nachdenkliche tiefgründige Sprüche und authentische, zum Teil reale Aufnahmen lassen den Ernst der Realität nicht in Vergessenheit geraten.

Politik und Kalter Krieg sind keine seichte Unterhaltung, für das junge Publikum der Sneak mag dieser Film zu anspruchsvoll sein. Diese Produktion ist dennoch gelungen und ein seltenes Thema wurde eindrucksvoll und sehenswert verarbeitet.

Das Waisenhaus

Zum zweiten Mal erwartete den Kinobesucher ein Film, der bei verschiedenen europäischen Filmfestspielen eine erfolgreiche Teilnahme vorweisen kann. Nach "1 Mord für 2" bietet der spanische Film "Das Waisenhaus" aber schon mal ein leichter zu bestimmendes Genre.

Laura (Belen Rueda) zieht mit ihrem Mann und ihrem Adoptivsohn Simon in eine alte verlassene Villa. In diesem früheren Waisenhaus ist sie selber aufgewachsen und möchte nun ihrerseits ein Heim für behinderte Kinder in diesem direkt am Meer gelegenen Haus einrichten. Während der Eröffnungsfeierlichkeiten streitet sie sich mit Simon, der daraufhin verschwindet und verschwunden bleibt. Im Laufe der Handlung enthüllt sie alte Geheimnisse des Hauses bis sie schlussendlich die dramatische Geschichte von Simons Verschwinden aufdeckt.

"Das Waisenhaus" bietet mit der alten Villa, dem dunklen Garten, dem nahen Strand mit Steilküste, Höhlen und Leuchtturm eine Szenerie, die jeden Film ins Genre "Horror" rutschen lässt. Skurrile und düstere Schauspieler vom verkleideten entstellten Jungen über die eulenaugige frühere Heimbetreuerin bis hin zum Exorzisten und dem Medium Aurora, die die Vergangenheit des Hauses spürt, verbreiten eine schauerliche Atmosphere, die den Betrachter nie zur Ruhe kommen lässt. Die Handlungshöhepunkte entladen sich in großen Abständen, aber immer überraschend und nachhaltig.

Die spanischen Produzenten vermischen Realität, Einbildung und Übernatürliches auf eine sehenswerte Weise. Zu jedem Zeitpunkt verbleibt dem Betrachter ein rationaler Lösungsweg, wer sich auf das Unwahrscheinliche einlässt erfährt ein dramatisches Erlebnis, das von einer glücklichen Grundstimmung durchdrungen ist und dessen trauriges Ende eine zufriedenstellende Seite vorweisen kann.

Im Gegensatz zu "1 Mord für 2" ähnelt "Das Waisenhaus" typischen Hollywoodproduktionen, bietet im Gegensatz dem interessierten Beobachter einen ungewohnten und angenehmen Tiefgang. Sneakbesucher, sofern sie nicht allzu zart besaitet sind, können glücklich sein, diesen Film gesehen haben zu dürfen.

SOKO Wismar - Nasser Tod

Aus der erfolgreichen mehrstaffeligen Krimiserie "SOKO Wismar" wurde diese besondere Episode ausgekoppelt und als Spielfilm zur Prime-Time gesendet.

Millionen von deutschen Zuschauern 50+ durften miterleben, wie fabelhafte Weltrekorde (20 km in unter 10 Sekunden) und technische Innovationen (Amphibienpolizeibusse) präsentiert wurden, aber nur die Ortskundigen unter ihnen werden dies auch erkannt haben. Andererseits erkennen nur Fremdlinge diesen typisch wortkargen dösköppigen norddeutschen Charakter.

Die Handlung ist eher unwichtig, wird aus Rücksicht aufs Zielpublikum alle 10 Minuten von den geistreichen Polizistimitaten (oder Polizistinimitaten oder Polizistimitatinnen oder Polizistinimitatinnen) zusammengefasst, und endet mit einem HappyEnd. Denn soviel darf verraten werden: der Täter ist keiner der liebenswürdigen Norddeutschen, sondern ein knallharter skrupelloser Westdeutscher, der trotzdem den emsigen Sicherheitskräften nicht gewachsen ist.

Zum Abschluss der Bewertung noch deren eigene Existenzberechtigung: das gelungene Filmdebüt eines strahlenden Sterns am Schauspielhimmel, der bisher nur lokal in den Sportnachrichten oder einer großen deutschen Unterhaltungssendung seinen Glanz erstrahlen ließ. Neue (lukrative) Filme stehen zwar noch nicht in Aussicht, werden aber sehnsüchtig erwartet.

Szene 1

Szene 2

1 Mord für 2

Beim Film "1 Mord für 2" erwischte den ungeübten Filmseher ein Übermaß an Kultur und Intellektualität. Die von Kenneth Branagh gedrehte Verfilmung eines Schauspiels von Anthony Shaffer wurde zu Recht für die Preisverleihung der Filmfestspiele in Venedig nominiert.

Der zivilisierte Betrachter erkennt besonders zu Anfang bravourös inszenierte Bilder mit Spiegeln und Kameras, Licht und Schatten, Farben. Die Dialoge sind tiefgehend, wirken wiederholend nachhaltig und bieten dem Betrachter mit jedem Wort eine neue Perspektive. Schon ein kurzes Aussetzen des verfolgenden Geistes lässt den Sinn wie in einem geheimen Fach des an geheimen Fächern zahlreichen Hauses, dessen Innenausstattung allein eines nichtunnamhaften Preises der Kunst oder der Archtitektur würdig wäre, verschwinden. Jude Law und Michael Caine geben sich als spielende Widersacher mit ernsten Zielen nichts. Langsam und stetig steigt die Dramatik, aus Spiel scheint Ernst zu werden, aus Ernst wieder Spiel, nichts kann als wahr gesehen werden, das Fließen der Tatsachen bestimmt die Handlung. Folgerichtig endet der Film unvorhergesehen, schnell, abrupt und offen und hinterlässt eine Spur der verwirrten Begeisterung beim Betrachter, der wieder einmal erkennt, dass er zur Aufnahme hoher Kunst zwar bereit aber für deren Verständis nicht groß genug ist.

Für alle anderen: Der Inhalt

Der junge Schauspieler Milo Tindle (Jude Law) sucht den wesentlich älteren Romanautor Andrew Wike (Michael Caine) in dessen Wohnung auf. Er bittet den verrückt und langsam wirkenden Mann, sich von seiner Frau zu scheiden und damit der eigenen Liebe Platz zu machen.  Nach weit ausholenden Unterhaltungen einigen sie sich auf einen Deal, der als Spiel getarnter Raubüberfall durch plötzlichen Ernst zur Demütigung des jungen Liebenden führt. Rache ist süß, intelligent macht sie auch noch Spaß. Milo schlägt ihn 3 Tage später mit den eigenen Waffen. Doch die Entscheidung ist noch nicht gefallen und der 3. Satz endet so abrupt wie der Film.

 Für die Sneak Preview ist der Film ungeeignet. Er ist durchaus sehenswert, aber nur bei entsprechender Neigung und nicht als Überraschung zu genießen.

Licht an!

Im Gegensatz zu den vielen nationalen und internationalen Medien halte ich nichts von der heutigen Aktion "Licht aus!".

Die Aktion "Licht aus!" ist eine Kampagne von vielen "Gutmenschen" für den Klimaschutz. Auch wenn ich den Grundgedanken natürlich gut heißen muss, da ich von mehr Naturkatastrophen natürlich genauso wenig begeistert bin wie jeder andere auch, muss ich bei dieser Aktion doch sagen "Nein danke!". Hier zeigt sich mal wieder, dass die meisten Menschen (zu denen leider auch solche gehören, die die entsprechende Medien-"Macht" haben) nicht weit genug denken, um das gesamte Bild zu erfassen. Ich bilde mir nicht ein, dass es mir gelingt, alle Auswirkungen zu sehen oder zu verstehen, aber zumindest gehe ich nicht, wie die vielen Anderen, davon aus, dass der Strom "aus der Steckdose kommt". Da ich, bedingt durch Bekanntschaften, ein wenig Einblick in die Stromerzeugung habe, hatte ich schon vorher vermutet, dass diese Aktion nicht ganz ohne Schaden am Strommarkt vorbei geht. Nun ist dieser Punkt endlich auch anderen aufgefallen.

So schreibt zum Beispiel "Die Welt" auf Ihrem Onlineportal, dass die Aktion "Licht aus!" das europäische Stromnetz überfordern könnte (Link zum Artikel), auch die Website der ZDF-Nachrichtensendung "heute" spricht davon, dass "ein Kollaps droht" (Link zum Artikel).

Was ich mich natürlich frage ist: Warum ist das vorher niemandem aufgefallen, dass solche "Hau-Drauf-Aktionen" mehr kaputt machen als dass sie helfen? Ich für meinen Teil lasse auf jeden Fall heute abend mein Licht an, denn unser Klima wird dadurch, dass die Arbeiter in den Kraftwerken Sonderschichten einlegen müssen, auch nicht besser. Ich bin mal gespannt, was passiert, wenn die Leute heute abend um 20:05 wieder Licht haben wollen...

Kommentare sind bei diesem Artikel natürlich besonders erwünscht!

Wenn man sich genauer zu der Aktion "Licht aus!" informieren möchte, so benutze man die Website der Aktion.

Gruß
Xp

Noch ein Nachtrag: Mit der Aktion "Licht an! - Deutschland schaltet das Licht an - aber richtig" habe ich auch nichts zu tun. Die Ideen auf dieser Seite sind größtenteils (bis auf z.B. die Stromsparlampen) genauso unvernünftig.